Tiermisshandlung bei Straßenfesten

Volkstümliche Feste sind oft mit Tiermisshandlungen verbunden

Volkstümliche Feste, in denen Tiere eine wichtige Rolle spielen, sind in Spanien weit verbreitet. Nicht alle Programmpunkte eines spanisches Festes, an dem Tiere beteiligt sind, kann als Tierquälerei eingestuft werden. Aber leider ist die Zahl der Aktivitäten, die diesen Tatbestand erfüllen, riesig.

Die Tierschutzorganisation "Observatorio Justicia y Defensa Animal" hat eine umfängliche Studie zu volkstümlichen Festen mit Tieren veröffentlicht, in der sie nicht nur die Festkultur als solche betrachtet, sondern auch auf einige besonders erschreckende Beispiele eingeht.

Laut der oben zitierten Studie gibt es in Spanien um die 3.000 Feste, bei denen Tiermisshandlungen stattfinden. Die Zahl der misshandelten Tier wird auf 60.000 geschätzt.

Viele Tierarten sind betroffen - aber vor allem Stiere

Tierquälerei sind vor allem Stiere (Jungtiere und ausgewachsene Tiere) ausgesetzt. So auch in den Gemeinden, in der wir leben.

Die aktuelle Statistik des Ministeriums für Bildung, Kultur und Sport weist knapp 18.000 Fälle aus, in denen Stiere bei Festen für verschiedene Zwecke eingesetzt wurden.

Die Zahl der Veranstaltungen ist steigend, vor allem wegen der Begeisterung für diese Festivitäten in der Comunidad Valenciana.

Andere Tiere, die zur Volksbelustigung an Festen teilnehmen müssen, sind Pferde, Esel, Schweine und Ferkel, Gänse, Enten und Nagetiere. Auch sie sind Misshandlungen verschiedenster Form ausgesetzt

Einige Tiere werden vorab getötet, um danach als "Gegenstand" eines sportlichen Wettbewerbs genutzt zu werden. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Fest "Los Gansos en Carpio de Tajo", bei dem Reiter versuchen müssen, toten Gänsen den Kopf abzureißen.

Straßenfeste mit Stieren haben eine lange Tradition in Spanien

Die Feste sind in ganz Spanien populär und treten in viele Varianten auf, die in dieser Form teils nur in einem Ort zu beobachten sind.

In machen autonomen Regionen sind eine Vielfalt von Aktivitäten erlaubt, in anderen lediglich nur eine einzelne Aktivität.

Beispielsweise ist die Variante “toro embolado”, die in der Comunidad Valenciana weitverbreitet ist, in der Comunidad de Madrid und in Extramadura verboten.

Drei Beispiele für in Spanien besonders populäre Formen des Straßenfestes sind

  • Encierro
  • Toreo popular
  • Toro embolado

Encierros

Bei den meisten Encierros werden männliche bzw. weibliche Jungtiere oder Stiere durch Läufer und teilweise auch Reiter durch die Straßen einer Ortschaft oder einer Stadt in Richtung eines eingezäunten Platzes oder in eine Stierkampfarena gelenkt.

Der berühmteste Encierro findet jedes Jahr in Pamplona anlässlich des San Fermin-Festes statt.

Toreo popular

Bei Toreo popular handelt es sich um einen “volkstümlichen” Stierkampf für jedermann, bei dem Jungtiere zum Einsatz kommen. Je nach Variante werden die Tiere nur provoziert oder aber auch – teils sehr brutal – getötet.

Laut El Pais sind diese Aktivitäten insbesondere in den Provinzen Castilla y León, Extremadura, Andalucía und Murcia populär.

Toro embolado

Am Toro embolado oder “bou embolat” kommt keiner vorbei, der sich ganzjährig in der Comunidad Valenciana aufhält.

Es ist ein fester Bestandteil vieler örtlicher Feste, so auch in der Gemeinde Moraira-Teulada. Bei dieser “Festivität” wird Feuer an den Hörnern der Stiere befestigt.

Bedenklich: Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Die Feste finden in den Strassen und/oder auf öffentlichen Plätzen einzelner Ortschaften unter Teilnahme großer Teile der Bevölkerung statt.

Kinder und Jugendliche sind dabei nicht nur Beobachter von Tiermissbrauch. Einige Aktivitäten sind sogar speziell für junge Menschen konzipiert.

Es ist zu befürchten, dass hier neue Generationen herangezogen werden, für die die Misshandlung von Tieren etwas Normales ist. Man kann seinen Mut und seine Geschicklichkeit vor den Altersgenossen beweisen und so an Status gewinnen.