Ein extremer Fall von Animal Hoarding
(Gandia, Costa Blanca)

Image
Mitarbeiter des örtlichen Tierheims räumen die Wohnung

Praxisbericht aus einer spanischen Kleinstadt

Unser Verein ist fast täglich damit beschäftigt, Katzen aus teilweise lebensbedrohenden Situationen zu retten. Meistens handelt es sich dabei um ausgesetzte Katzenbabys oder Kätzchen im Alter von bis zu 3 Monaten.

Wir sind auch vereinzelt Fällen von Tiersammelsucht begegnet. Der in diesem Artikel geschilderte Rettungsfall stellt allerdings für uns völliges Neuland dar.

Er bedeutet für die damit befassten PLUTO-Mitarbeiter viel zusätzliche Arbeit einschließlich Nachschichten. Vor allem aber ist der Rettungsfall für alle Beteiligten emotional stark belastend.

Wohnung mit 200 Katzen wird zwangsgeräumt

Ab Mitte September 2020 wurde in Gandia – einer Küstenstadt südlich von Valencia - eine 100 m2 Wohnung zwangsgeräumt, in der ein Mann mit einer großen Anzahl Katzen lebte.

Nachdem zunächst von 96 Katzen die Rede war, stellte sich in den nächsten 14 Tagen heraus, dass es sich um etwa 200 Katzen handelte.

Die Entfernung der Tiere aus der Wohnung und ihre Unterbringung an anderer Stelle wurden von dem örtlichen Tierheim vorgenommen.

Wann spricht man eigentlich von Animal Hoarding?

Um von Animal Hoarding (= Tiersammelsucht) zu sprechen, reicht es nicht aus, dass man eine größere Zahl von Haustieren in Wohnräumen und/oder auf dem eigenen Grundstück hält, wie es bei einigen PLUTO-Mitgliedern und Freiwilligen der Fall ist.

Der Deutsche Tierschutzbund schreibt hierzu:

  • “Animal Hoarding .....beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen".
  • "Es fehlt an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege und tierärztlicher Betreuung. Die Halter erkennen nicht, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht geht“.

Ein englischsprachiges Fachbuch, das sich ausschließlich mit Tiermisshandlung beschäftigt, weist zusätzlich darauf hin, dass

  • Die nicht angemessene Versorgung der Tiere zur Folge hat, dass Tiere erkranken, sich ansteckende Krankheiten ausbreiten und Verletzungen unbehandelt bleiben.
  • Ein Teil der gehorteten Tiere verstirbt.

Der Tierhorter selber trotz dieser Vorfälle sein Verhalten nicht ändert und weiter„sammelt“.

Das aufnehmende Tierheim ist völlig überfordert

Tierheime sind in der Regel nicht auf Fälle von Tiersammelsucht eingestellt, speziell dann nicht, wenn es sich um einen Fall der Größenordnung wie in Gandia handelt.

Das Tierheim Gandia beherbergt zu normalen Zeiten um die 200 Hunde und Katzen. Man kann sich leicht vorstellen, was die Aufnahme von 200 weiteren Katzen für das Tierheim bedeutet. Umso mehr, wenn dies ungeplant innerhalb weniger Tage erfolgen soll.

Zunächst einmal fehlt das Geld, um die plötzlich anstehenden Ausgaben, z.B. für

  • die Unterbringung der Tiere (Metallkäfige)
  • ihre medizinische Versorgung
  • Kastrationen und die
  • Katzennahrung

zu bezahlen.

Aber es gibt natürlich auch nicht ausreichend Räumlichkeiten, um die große Anzahl zusätzlicher Metallkäfige aufzustellen.

Image

Käfige in einer großen Halle

Image

Von Pluto übernommener Kater

Image

Käfige im Freien

Die Mitarbeiter des Tierheims stehen zudem vor der Herausforderung, fast die doppelte Anzahl an Tieren zu betreuen.

Was leicht vergessen wird, ist die enorme emotionale Belastung, der die Mitarbeiter des Tierheims in dieser extremen Situation ausgesetzt sind.

PLUTO leistet Nothilfe

Dem Aufruf des Tierheims, sie in dieser schwierigen Lage zu unterstützen, kam PLUTO protectora animales als erster Tierschutzverein der Region nach. In zwei Etappen wurden insgesamt 15 Katzen verschiedenen Alters übernommen.

Wenig später kam noch ein kleiner Verein aus Xeresa zur Hilfe und nahm vier Katzen in Pflege.

Unsere, teils tragischen Erfahrungen mit den übernommenen Katzen, die vormals unter extrem schlechten Bedingungen mit etwa 200 Artgenossen lebten, schildern wir ausführlicher an anderer Stelle.